Wirtschaftskriminalität im KI-Zeitalter: Neue Gefahren und wie Unternehmen sich schützen können

In den letzten Jahren hat die Wirtschaftskriminalität in Deutschland eine neue Dimension erreicht, maßgeblich beeinflusst durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Kriminelle nutzen KI, um ihre Methoden zu verfeinern und Angriffe effektiver zu gestalten. Besonders das sogenannte Social Engineering erfährt durch KI eine gefährliche Weiterentwicklung.

Social Engineering 2.0: Die neue Bedrohungslage

Traditionell zielt Social Engineering darauf ab, menschliche Schwächen auszunutzen, um an vertrauliche Informationen zu gelangen. Mit Hilfe von KI können Angreifer nun jedoch täuschend echte E-Mails, Dokumente und sogar Audio- und Videoaufnahmen erstellen. Ein alarmierendes Beispiel ist die „Fake-President-Masche“, bei der sich Betrüger als Führungskräfte ausgeben und Mitarbeitende dazu bringen, hohe Geldbeträge auf betrügerische Konten zu überweisen. Laut einer Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nutzen Kriminelle hierbei zunehmend KI-generierte Ton- und Videoaufnahmen, um ihre Opfer zu täuschen.

Interne Täter: Eine unterschätzte Gefahr

Obwohl externe Angriffe durch KI an Raffinesse gewinnen, bleibt die Gefahr aus den eigenen Reihen bestehen. Der GDV berichtet, dass kriminelle Mitarbeitende im Durchschnitt Schäden von etwa 125.000 Euro verursachen, während externe Täter durchschnittlich 80.000 Euro Schaden anrichten. Die eigene Belegschaft kennt interne Prozesse und Sicherheitslücken genau, was den Missbrauch erleichtert.

Phishing-Angriffe: KI erhöht die Trefferquote

Phishing-E-Mails sind dank KI so überzeugend geworden, dass selbst erfahrene Nutzer darauf hereinfallen können. Die KI ermöglicht es, personalisierte und authentisch wirkende Nachrichten in großer Zahl zu erstellen, was die Erfolgsquote der Angriffe erhöht. Laut einem Bericht der „Welt“ setzen Cyberkriminelle KI effektiv ein, um automatisierte Phishing-Angriffe durchzuführen.

Schutzmaßnahmen: Prävention durch Aufklärung und Technologie

Angesichts dieser Bedrohungen ist es für Unternehmen essenziell, präventive Maßnahmen zu ergreifen:

  • Schulung der Mitarbeitenden: Regelmäßige Trainings helfen, das Bewusstsein für Betrugsmaschen zu schärfen und die Erkennungsfähigkeit zu verbessern.
  • Implementierung von Kontrollsystemen: Das Vier-Augen-Prinzip bei finanziellen Transaktionen und ein effektives Compliance-Management können das Risiko minimieren.
  • Einsatz von KI zur Abwehr: Unternehmen sollten selbst KI-basierte Systeme nutzen, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu identifizieren und darauf reagieren zu können.

Fazit

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in kriminelle Aktivitäten stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Es ist daher unerlässlich, sowohl technologische als auch menschliche Schutzmechanismen zu stärken, um den zunehmenden Bedrohungen wirksam entgegenzutreten.


Larissa Schmitz
Director of Revenue

Larissa studiert Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und arbeitet als studentische Hilfskraft in einer Großkanzlei im Kapitalmarktrecht. Neben dem Studium verbindet sie ihr Interesse auch mit dem Recht der Digitalisierung. Deshalb engagiert sie sich ehrenamtlich für das Legal Tech Lab und teilt ihr Fachwissen regelmäßig durch Blogbeiträge.