
Welche Rolle spielt KI im Wahlkampf?
Im digitalen Zeitalter hat die Künstliche Intelligenz (KI) auch die politische Arena erreicht. Von der gezielten Wahlwerbung bis hin zu gefälschten Videos—KI ist ein zweischneidiges Schwert, das Wahlkämpfe beeinflussen und manipulieren kann. Doch wie gut ist Deutschland auf diese Herausforderungen vorbereitet? Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen und Debatten.
Der Fall Friedrich Merz: Ein Weckruf
Ein kürzlich kursierendes, KI-generiertes Video des CDU-Chefs Friedrich Merz zeigt die Sprengkraft solcher Technologien. Das täuschend echt wirkende Video, in dem Merz angeblich satirische Aussagen macht, führte zu heftigen politischen Reaktionen. Besonders brisant: Es wurde von einem SPD-Abgeordneten geteilt, der sich später entschuldigte. Der Fall verdeutlicht, wie unterschiedlich KI-Inhalte bewertet werden—während manche sie als Satire einstufen, empfinden andere sie als gefährliche Nachrede.
KI und Desinformation: Gefahren für demokratische Prozesse
Die Möglichkeiten der KI, Inhalte zu manipulieren und gezielt zu verbreiten, machen Wahlen anfälliger für Desinformation. Innenministerin Nancy Faeser betont die Bedeutung von Früherkennungsmaßnahmen gegen solche Inhalte. Doch Experten wie Philipp Lorenz-Spreen vom Max-Planck-Institut warnen: Sicherheitsmaßnahmen hinken oft hinterher, während die Technologie schnell neue Wege findet, um Regelungen zu umgehen.
Wie gehen Parteien mit KI um?
Die Reaktionen der deutschen Parteienlandschaft auf KI sind gemischt:
- CDU und SPD: Beide Parteien zeigen sich bislang zurückhaltend und setzen noch keine KI-generierten Inhalte ein. Der Fokus liegt auf Beobachtung und Regulierung.
- FDP und Grüne: Diese Parteien gehen davon aus, dass KI intensiv genutzt werden wird, und fordern eine klare Kennzeichnung solcher Inhalte.
- AfD: Die Partei verwendet KI bereits für Grafiken und Videoclips.
Der AI-Act: Hoffnung aus Europa
Ein Hoffnungsschimmer ist der europäische AI-Act, das erste weltweit verbindliche Gesetz für den Umgang mit KI. Es wird jedoch frühestens 2026 in Kraft treten—zu spät, um den aktuellen Wahlkampf zu beeinflussen. Dennoch unterstreicht der AI-Act die Notwendigkeit, KI-Inhalte zu kennzeichnen, um Transparenz und Vertrauen zu fördern.
Ein Blick in die Zukunft
KI wird zweifellos eine zentrale Rolle in zukünftigen Wahlkämpfen spielen. Während sie einerseits Möglichkeiten für gezielte Kommunikation und Effizienz bietet, birgt sie gleichzeitig das Risiko von Manipulation und Misstrauen. Der Umgang mit dieser Technologie erfordert klare gesetzliche Rahmenbedingungen und eine bewusste, transparente Nutzung durch politische Akteure.

Director of Revenue
Larissa studiert Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und arbeitet als studentische Hilfskraft in einer Großkanzlei im Kapitalmarktrecht. Neben dem Studium verbindet sie ihr Interesse auch mit dem Recht der Digitalisierung. Deshalb engagiert sie sich ehrenamtlich für das Legal Tech Lab und teilt ihr Fachwissen regelmäßig durch Blogbeiträge.