
Künstliche Intelligenz in der Vermögensverwaltung: Revolution oder Unterstützung?
Die Finanzwelt steht am Beginn einer Transformation, die von Künstlicher Intelligenz (KI) angetrieben wird. Insbesondere in der Vermögensverwaltung zeigt sich das Potenzial dieser Technologie, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und die Entscheidungsfindung zu optimieren. Doch wie weit ist die Branche wirklich, und was bedeutet das für die Rolle menschlicher Fondsmanager?
KI: Vom Datenanalysten zum Marktexperten
KI hat bereits Einzug in die täglichen Prozesse der Vermögensverwalter gehalten. Moderne Sprachmodelle analysieren beispielsweise Tausende von Unternehmensnachrichten oder Earnings Calls, um potenziell kursbewegende Informationen schneller als menschliche Analysten herauszufiltern. Unternehmen wie Deka Investment nutzen KI, um aus der Nachrichtenflut die relevanten Signale zu extrahieren. Ziel ist es, durch schnellere Informationsverarbeitung Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Auch in turbulenten Marktphasen zeigt sich der Nutzen von KI-gestützten Fonds: Laut einer Analyse von Investmentberater Michael Schopf konnten diese Fonds Kursverluste besser begrenzen als ihre traditionellen Pendants. In Zeiten hoher Volatilität scheint die Fähigkeit von KI, flexibel und dynamisch auf Marktbewegungen zu reagieren, entscheidend zu sein.
Mensch versus Maschine: Wer hat die Nase vorn?
Trotz beeindruckender Fortschritte bleibt der Mensch ein unverzichtbarer Bestandteil der Vermögensverwaltung. KI-Systeme können zwar Daten effizient analysieren und Muster erkennen, doch bei der Identifikation unerwarteter Risiken – der sogenannten „Schwarzen Schwäne“ – sind sie oft überfordert. Branchenexperten wie Erhard Radatz von Invesco betonen, dass gerade hier menschliche Intuition und Erfahrung den Unterschied machen.
Zudem ist der Erfolg von KI-gestützten Fonds nicht garantiert. Eine Untersuchung von Fondsconsult zeigt, dass nicht alle KI-Fonds ihre Vergleichsgruppe übertreffen konnten. Die langfristige Überlegenheit dieser Technologie bleibt also abzuwarten.
Herausforderungen: KI-Washing und Vertrauen
Ein weiteres Problem, das die Branche beschäftigt, ist das sogenannte „KI-Washing“. Ähnlich wie beim Greenwashing nutzen einige Anbieter die Popularität der Technologie für Marketingzwecke, ohne tatsächlich substantielle KI-Prozesse einzusetzen. Dies kann langfristig das Vertrauen der Anleger in KI-Anwendungen untergraben.
Ausblick: Ein Zusammenspiel aus Mensch und Maschine
Während KI die Arbeitsweise der Vermögensverwalter grundlegend verändert, bleibt ihre Rolle eine unterstützende. Die Technologie kann dazu beitragen, Prozesse effizienter zu gestalten und neue Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen, jedoch nicht die strategische Vision und die Intuition menschlicher Fondsmanager ersetzen.
Für Anleger bleibt die Entwicklung spannend: Werden KI-gestützte Fonds langfristig nicht nur stabilere, sondern auch höhere Renditen bieten können? Und wie werden sich kleinere Vermögensverwalter dank kosteneffizienter KI-Lösungen behaupten? Eines steht fest: Die Zukunft der Vermögensverwaltung wird durch ein Zusammenspiel aus menschlicher Expertise und künstlicher Intelligenz geprägt sein.

Head of Finance
Larissa studiert Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und arbeitet als studentische Hilfskraft in einer Großkanzlei im Kapitalmarktrecht. Neben dem Studium verbindet sie ihr Interesse auch mit dem Recht der Digitalisierung. Deshalb engagiert sie sich ehrenamtlich für das Legal Tech Lab und teilt ihr Fachwissen regelmäßig durch Blogbeiträge.